Von Hans Heinz Holz
Seine Biographie ist bekannt. Zu seinem 80. Geburtstag wird sie, je nach Standpunkt des Schreibers, als Heldenepos, als Abenteuerroman, als Brigantenlegende in den Medien ausgeschmückt werden. Ein wenig oder mehr von all dem ist ihr ja auch beigemischt, und spannend genug ist dieses Leben verlaufen. Daß aber Menschen in den Bann dieses Mannes gezogen sind, hat einen tieferen Grund als den bunten Ereignisreichtum seines Lebens. Das Anekdotische tritt zurück und ist bloßes Beiwerk der zeitgeschichtlichen Größe.
»Welthistorisches Individuum«
Kein Geringerer als Hegel, der doch die Weltgeschichte als ein über die Individuen hinweggehendes und sie hinter sich lassendes Geschehen begreift, hat die Bedeutung einzelner »welthistorischer Individuen« gewürdigt. »Dies sind die großen Menschen in der Geschichte, deren eigene partikuläre Zwecke das Substantielle enthalten, welches Wille des Weltgeists ist. (…) Solche Individuen waren praktische und politische Menschen. Aber zugleich waren sie denkende, die die Einsicht hatten von dem, was not und was an der Zeit ist«. Sie sind es, die in ihrem persönlichen Tun das allgemeine Interesse der Menschheit, den Fortschritt, verwirklichen.
Von wem könnte das mit größerem Recht gesagt werden als von Fidel Castro (wie von Lenin, Mao, Ho Chi Minh). Ihr individuelles Schicksal erfüllt sich ganz und gar in dem Einsatz fur die Befreiung der Menschen von Not und Zwang, für die Aufhebung von gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen »der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist« (Marx, MEW 1, S. 385).
Das ist kein Unternehmen wohlwollender Philanthropie. Unterdrückung und Ausbeutung werden nicht durch Sonntagspredigten überwunden, sondern in der Härte und Widersprüchlichkeit des Klassenkampfs, der auch Ungerechtigkeiten bei der Durchsetzung des gerechten Zieles in Kauf nimmt. Daß das »Gewissen der Individuen« etwas anderes ist als der »Boden, auf dem sich die Weltgeschichte bewegt«, um eine »neue Ordnung ins Werk zu setzen«, hat Hegel überzeugend ausgesprochen. Konkret: Kuba von dem faschistischen Batista-Regime, den Handlangern der Ausbeutung durch das US-amerikanische Kapital, befreit zu haben, war ein historischer Prozeß auf einer anderen Ebene als der persönlicher Interessen und Rechte. Und ein solcher Prozeß ist nicht ein einmaliges Ereignis, das mit dem Sturm auf die Bastille oder eine Kaserne erledigt ist, sondern ein lang dauerndes Geschehen der Umgestaltung der gesellschaftlichen Ordnung, die auf die revolutionäre Beseitigung der gestürzten Macht folgt. Von der Sicherung sozialer Grundversorgung bis zum Aufbau eines umfassenden Volksbildungssystems, von der Entwicklung einer Produktion, die nicht mehr fremden Kapitalinteressen dient, bis zur Herstellung technischer Standards, die den Anschluß an den Weltmarkt erlauben – und nicht zuletzt bis zur Abwehr offener und subversiver Aggressionen reicht der Aufgabenkatalog; und ohne seine Bewältigung gäbe es kein Überleben der neuen Ordnung.
Das ist die Ausgangssituation jeder Revolution – der russischen wie der chinesischen wie auch derjenigen, die jetzt in Venezuela abläuft. Schwerste Bedingungen überall. Aber der Weg Kubas in die Unabhängigkeit erfolgte noch unter zusätzlichen Belastungen. Ein kleines, sehr armes Land vor der Küste der USA, inmitten des von seinem Todfeind beherrschten Umfelds Mittel- und Südamerikas, die Interventionsdrohung einer weit überlegenen Militärmacht im Nacken, von einer Haßpropaganda überschwemmt – wer hätte dem eine Chance gegeben, wer hätte die zähe Widerstandskraft dieses Volkes vorhergesehen?
Gewiß, die Sowjetunion bot einigen internationalen Schutz und wirtschaftliche Hilfestellung. Aber doch nur innerhalb der Grenzen eines außenpolitischen Konzepts von friedlicher Koexistenz, das sich mehr und mehr von den klassischen Vorstellungen Lenins entfernte und sich auf Anpassung an den Status quo der kapitalistischen Ordnung der westlichen Welt ausrichtete. Castro hat das in seiner Rede zum 30. Jahrestag der kubanischen Militärmission in Angola am 2. Dezember 2005 vorsichtig angedeutet: »Ich werde heute nicht über die Differenzen in den Strategie- und Taktikkonzeptionen zwischen den Kubanern und den sowjetischen Freunden sprechen. Sie bereiteten uns nicht wenige Kopfschnerzen. Die sowjetische Regierung übte harten Druck auf uns aus, indem sie, besorgt wegen nordamerikanischer Reaktionen, unseren schnellen Rückzug (aus Angola) beantragte«. Kuba fügte sich diesem Druck nur teilweise und garantierte durch seine militärische Präsenz den Sieg des angolanischen Unabhängigkeitskampfes. Aber im labilen Gleichgewicht der Großmächte stellte das kleine Land, das die Solidarität mit den Unterdrückten nicht preisgab, immer einen irritierenden »Leberfleck« dar, der die glatte Oberfläche der Diplomatie störte.
Aktive Solidarität
In dieser Lage sich zu erhalten und eine dem Volke förderliche Ordnung aufzubauen, ist eine außergewöhnliche Leistung. Sie ist unvergleichlich, denn in der jungen Sowjetunion nach 1917, in der Volksrepublik China nach 1949 konnte der revolutionäre Aufbau sich auf die materiellen Ressourcen dieser zwei riesigen Länder stützen. Die Sowjetunion – das war ein Sechstel der Erde mit damals 180 Millionen Menschen. China hatte zum Zeitpunkt der Revolution 600 Millionen Einwohner. Kuba hat heute eine Bevölkerung von elf Millionen, wenige Rohstoffe, kaum erschlossene Energiereserven. Es wird seit 50 Jahren einem Handelsembargo ausgesetzt, durch das die USA das Land zu erdrosseln versuchen – im wahrsten Sinne des Wortes es der Mittel beraubend, die es zum Leben braucht.
Was aber ist geschehen? 3000 Ärzte gab es in Kuba vor 50 Jahren, heute sind es 70000; und einige zehntausend aus anderen Entwicklungsländern studieren an kubanischen Universitäten, 28600 Mitarbeiter des kubanischen Gesundheitswesens sind in den Staaten der »dritten Welt« in humanitärer Mission tätig. Voll Stolz konnte der kubanische Außenminister Felipe Pérez Roque in seiner Ansprache bei der Gründung des Rats für Menschenrechte der UNO, in den Kuba gewählt wurde, sagen: »Die Wahl Kubas ist der Sieg der Prinzipien und der Wahrheit, ist eine Anerkennung des Wertes unseres Widerstands. Die Abwesenheit der USA ist die Niederlage der Lüge, ist die moralische Bestrafung für die Arroganz eines Imperiums. Kuba erschien zu der Wahl sozusagen mit fast 30000 kubanischen Ärzten. die in 70 Ländern Leben retten und Schmerz lindern, während die USA mit 150000 Invasionssoldaten antraten, entsendet um in einem ungerechten und illegalen Krieg zu töten und zu sterben.
Castro bedient sich nicht der Rhetorik eines Propagandisten, entworfen von einer PR-Agentur, sondern spricht mit dem Pathos eines Menschen, der angetreten ist, die Welt zu verändern. »An jenem Tag, an dem es auf der Welt wirklich gerechte Gesellschaften geben wird – und die Zeit hierfür ist reif, denn es gibt keine andere Alternative – an jenem Tag wird man mit vollkommener Rationalität die gesamte Kraft der Bildung verwenden können, um Werte zu schaffen und besonders, um Werte zu vermitteln. (…) Ich werde mein ganzes Leben lang kämpfen, bis zur letzten Sekunde und solange ich den Verstand hierzu besitze, um etwas Gutes, etwas Nützliches zu tun. Denn wir alle haben mit jedem hinzugekommenen Lebensjahr gelernt, besser zu werden, alle Revolutionäre. Und die Würde des Menschen wächst, wenn er etwas für die andern tut.«
In diesen Worten, wenige Tage vor seiner Notfalloperation, bei der Kundgebung zum 53.Jahrestag des Sturms auf die Moncada-Kaserne gesprochen, klingt nicht nur der unabdingbare Wille zum Handeln; bewegend ist der Geist der Solidarität, der die Würde des Menschen in seinem Einsatz für den Mitmenschen sieht. Von den alten Grundsätzen des Römischen Rechts – niemanden schädigen (neminem laedere), jedem das Seine zugestehen (suum cuique), ehrenhaft leben (honeste vivere) – hatte der Jurist, Politiker, Philosoph Leibniz den dritten abgeändert: allen hilfreich sein (omnes adiuvare). Der Jurist Fidel Castro, in jungen Jahren ein redegewaltiger politischer Strafverteidiger, kennt diese Vision der Aufklärungsphilosophie von einer friedlichen Menschheit in gemeinsamer Arbeit am Fortschritt. Und wie die Aufklärer, wie Lessing, setzt er auf »die Erziehung des Menschengeschlechts« als dem Mittel zur »Beförderung der Humanität« (Herder). Denn, so Castro, »der Mensch ist ein Wesen voller Instinkte – voll Egoismus, er wird als Egoist geboren, das erlegt ihm die Natur auf; die Erziehung dagegen erlegt ihm die Tugenden auf. Es ist erstaunlich, daß die menschlichen Wesen trotz der Unterschiede zwischen ihnen in einem Moment eins sein können oder Millionen sein können, und sie können nur durch die Ideen Millionen sein. (…) In der Geschichte der revolutionären Bewegung lest ihr die großen Theoretiker, die niemals die revolutionären Prinzipien aufgegeben haben. Es sind die Ideen, die uns einen, es sind die Ideen, die uns zum kämpfenden Volk machen, es sind die Ideen, die uns, und nicht nur individuell, sondern kollektiv, zu Revolutionären machen.« (Rede in der Universität Havanna anläßlich des 60. Jahrestags seiner Immatrikulation am 17.11.2005)
Bildung als politische Aufgabe
Ideen entspringen aus Wissen und aus der Verfügbarkeit über Wissen. Der Appell an die Ideen wird konkret, wenn die Bildung vermittelt wird, aus der die Ideen entspringen. Castro hat gleich nach der Revolution ein Volksbildungsprogramm eingeleitet, das von den Grundschülern bis zu den Senioren die ganze Nation einbezieht. Von moderner Technik wird dabei extensiver Gebrauch gemacht. So wurden in einem Pilotprojekt in der Provinz Granma innerhalb von vier Jahren für 74000 Grundschüler 2000 Computer, 7500 Fernsehgeräte, 3500 Videogeräte und 5000 Installationen für audiovisuellen Unterricht bereitgestellt. 485 Schulen wurden mit solarer Stromerzeugung ausgestattet. »Gegenwärtig verfügt die Grund- und Mittelschulbildung des Landes insgesamt über 109000 Fernsehgeräte, 43000 Videogeräte und 36000 Computer«, teilte Castro am 1. Mai dieses Jahres mit. Um das politisch garantierte Recht auf Ausbildung zu erfüllen, werden Lehrer in entlegene Gebiete abgeordnet, wo sie an 167 Orten jeweils weniger als fünf Kinder unterrichten.
Nach kapitalistischer Kalkulation wäre das eine Verschwendung öffentlicher Mittel. Für den kubanischen Sozialismus bedeutet es die Einlösung eines Menschenrechts für Individuen. Verschwendung materieller Ressourcen muß man eindämmen – gerade unter den Bedingungen des durch die Blockade hervorgerufenen Mangels. Aber Ausgaben für den Menschen sind nicht Verschwendung, sondern der Zweck der Gesellschaft. Nicht auf das Geldkapital, sondern auf das Humankapital komme es an, hielt Castro in seiner Rede zum 1. Mai 2006 den Theoretikern des Neoliberalismus entgegen. Und voll Ironie rief er ihnen zu: »Danke, Yankee-Imperium! Du hast uns zum Wachsen gezwungen, du hast uns über all die Jahre hinweg gezwungen, Erhabenheit zu beweisen!« Und daraus folgt nicht nur die Deklaration schöner Worte, sondern eine klare, auf Zusammenarbeit und Interessengemeinschaft ausgerichtete Außenpolitik: »Schon jetzt ist klares Verständnis darüber vorhanden«, führte Castro beim Gipfeltreffen der Karibikstaaten am 8. Dezember 2005 aus, »daß die neoliberale Globalisierung das Bestehen unserer Länder als unabhängige Nationen bedroht. Die Kluft zwischen dem immer reicheren Norden und dem immer ärmeren Süden wächst schwindelerregend und ist eine ständige Bedrohung für die internationale Stabilität. Es wachsen die Androhung und die Anwendung von Gewalt; die einseitigen Zwangsmaßnahmen gegen die Regierungen und Völker der “dritten Welt” werden zu einer Konstanten, und die heiligen Prinzipien des Völkerrechts stehen nur auf dem Papier. Der neoliberalen, egoistischen Globalisierung, der antidemokratischen internationalen politischen Wirtschaftsordnung müssen wir mit der Einheit und Globalisierung der Solidarität, mit der Förderung des Dialogs, der Integration und der unverfälschten Kooperation antworten.«
Die Macht der Ideen
Immer wieder sind es drei Eckpfeiler des kubanischen Aufbaus und der kubanischen internationalen Politik, auf die Castro zu sprechen kommt: soziale Sicherheit, Volksbildung, Gesundheitsversorgung. Von ihnen aus hat er die kubanische Gesellschaft verändert, ihnen dient die technische Entwicklung, die ökonomische Planung als Mittel zur Mehrung des »Humankapitals«, der menschlichen Kräfte, Fähigkeiten, Lebensfreude. Das allein wäre, unter Überwindung aller Notlagen und äußeren Bedrohung, eine historische Leistung. Aber darüber hinaus hat das Beispiel Kubas die weltpolitische Konstellation verändert. Die Arroganz der Macht, mit der die USA das Weisungsrecht gegenüber den lateinamerikanischen Staaten beanspruchen und seit der Monroe-Doktrin vom 2. Dezember 1823 (!) den Kontinent als ihre Einflußzone reklamierten, ist gebrochen. Der Süden formiert sich als eine selbständige Kraft, die ihre Interessen wahrnimmt. Hugo Chávez in Venezuela und Evo Morales in Bolivien treten das Erbe an, das Castros Kuba ihnen erworben hat. Daß eines der kleinsten und ärmsten Länder unter ihnen ein halbes Jahrhundert erfolgreich Widerstand leisten konnte, hat seine Wirkung nicht verfehlt. Die Ausgebeuteten und Versklavten beginnen zu erwachen und erkennen sich und ihre Möglichkeiten im Spiegel eines Vorbilds; Kuba ist ihre Avantgarde.
Die Avantgarde führt den härtesten Kampf, bringt die schwersten Opfer. Aber sie setzt die Ideen, die die Richtung in die Zukunft weisen. »Auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift« (Marx, MEW 1, S. 385). Kämpferisches Klassenbewußtsein ist die zuletzt entscheidende Waffe des Proletariats, des Klassenkampfs, der Weltveränderung.
»Wir haben uns niemals die Herstellung von Atomwaffen vorgenommen, denn wir brauchen sie nicht. Wir besitzen eine andere Art Atomwaffen dank der unbesiegbaren Kraft der moralischen Waffen. Deshalb sind wir nie auf die Idee gekommen, Atomwaffen herzustellen, wie wir auch nie auf die Idee gekommen sind, nach biologischen Waffen zu suchen. Wozu? Waffen, um den Tod zu bekämpfen, um AIDS zu bekämpfen, um Krankheiten zu bekämpfen, um Krebs zu bekämpfen, dem widmen wir unsere Ressourcen.« (Castro in der Universität Havanna am 17.11.2005)
Am Abend der Niederlage der preußischen Armee gegen die französischen Revolutionssoldaten schrieb Hegel an seinen Freund, den bayerischen Staatsrat Niethammer: »Ist erst das Reich der Vorstellung revolutioniert, so hält die Wirklichkeit nicht stand.« Castro hat auf die überlegene Macht der Vorstellung von einer besseren Welt gesetzt. »Die Welt, in der wir leben, ist keine Welt voll Güte, es ist eine Welt voll Egoismus, es ist keine Welt voll Gerechtigkeit, es ist eine Welt voll Ausbeutung, Mißbrauch, Plünderung, wo jedes Jahr Millionen Kinder sterben, weil ein paar Cent für Arzneimittel fehlen, ein paar Vitamine, Mineralsalze und ein paar wenige Dollar für Nahrungsmittel, ausreichend, damit sie leben könnten. Was ist das für eine Welt, in der ein barbarisches Imperium das Recht proklamiert, überraschend und vorbeugend 70 oder mehr Länder angreifen zu dürfen, wo es in der Lage ist, den Tod in jeglichen Winkel der Welt zu bringen, indem ausgetüftelte Waffen und Tötungstechniken verwendet werden?« (ebd.) Dieser Welt setzt das kubanische Volk seine Revolution entgegen, die es »träumt, aufbaut und verteidigt. Man kann nicht damit rechnen, daß Kuba auch nur auf ein einziges Prinzip des Völkerrechts verzichtet. Aber um das edle Ideal des Aufbaus einer besseren Welt für alle zu verteidigen, kann man immer auf Kuba zählen.« (Außenminister Felipe Pérez Roque bei der Gründung des UN-Rats für Menschenrechte)
Der Rebell und die Reife
Castro hat gebeten, wegen seiner Erkrankung die Feiern zu seinem 80. Geburtstag auf den 2.Dezember, den 50. Jahrestag der Landung der »Granma«, mit der die Revolution begann, zu verlegen. Das macht Sinn. Sein Leben ist identisch mit der Revolution, und so versteht er sich auch: Von sich als Student sagt er, er war »ein rebellischer Geist voller Illusionen, ich kann nicht voll revolutionärer Ideen sagen, man sollte voller Ideen und Energie sagen, möglicherweise auch voller Kampfbegierde. Ich war ein Rebell aus vielen Gründen, und ich danke dem Leben, daß ich die ganze Zeit ein Rebell geblieben bin, selbst heute noch, und vielleicht mit mehr Recht, weil ich mehr Ideen habe, weil ich mehr Erfahrung besitze, weil ich viel aus meinem eigenen Kampf gelernt habe, weil ich diese Erde, auf der wir geboren wurden und diese Welt, in der wir leben, viel besser verstehe.«
Die kubanische Revolution hat ein Stück Geschichte verändert. Und diese kollektive Leistung der Menschen konzentriert sich im Charisma des Comandante en jefe, der sie inspiriert und gestärkt, geleitet und angetrieben hat. Er ist Weltgeschichte. »Werfen wir einen Blick auf das Schicksal dieser welthistorischen Individuen«, schreibt Hegel, »so ist es kein glückliches gewesen. Zum ruhigen Genusse kamen sie nicht, ihr ganzes Leben war Arbeit und Mühe, ihre ganze Natur war nur ihre Leidenschaft.« Allerdings, die Ruhe bürgerlicher Behäbigkeit kennen sie nicht. Aber sie finden ihr Glück in der Mühe und Arbeit für das Wohl der Menschen, ja des Menschengeschlechts. Castros stolze Bejahung seines Rebellentums scheint mir ein Lebensglück auszudrücken, das Hegel im Hörsaal der Berliner Universität nicht empfinden konnte.
Am 13.August bangt Kuba um das Leben des kranken Rebellen, der es in die Freiheit geführt hat. Es wird, seinem Wunsch folgend, auf Feiern verzichten. Doch die Natur feiert ihn. Am 13.August erreicht der Meteoritenschwarm seine größte Dichte. Die Flut von Sternschnuppen entzündet ein Feuerwerk über Havanna – ein glitzerndes Licht ohne kriegerische Detonationen. VIVA FIDEL!