Ein Kommentar von Hanno Wisiak.
In der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft brach Jubel los. Mit einem ganze sechs Klammern zählenden Smilie verlieh eine prominente Grazer AGlerin ihrer Freude Ausdruck, dass „Bundesschwester Parlamentaria“, wie die Frau Karl in den Kreisen der Vereinigung christlicher farbentragender Studentinnen genannt wird, nun Wissenschaftsministerin geworden ist.
Mehr als hundert Tage musste VP-Chef Pröll suchen, bis sich jemand hat breitschlagen lassen, die Nachfolge Hahn Johannes’ anzutreten. Angesichts des maroden Zustands, in dem sich Österreichs Universitäten seit geraumer Zeit befinden, ist das wahrlich keine dankbare Aufgabe.
Die a.o. Professorin am Grazer Institut für Arbeits- und Sozialrecht würde die Unilandschaft kennen, meinen sowohl schwarze ParteigängerInnen als auch bürgerliche Medien. Welche Schlüsse sie daraus zieht, steht jedoch auf einem anderen Blatt.
Die Situation von jungen WissenschaftlerInnen, die – wenn sie nicht ins Ausland flüchten (können) – zumeist unter prekären Beschäftigungsverhältnissen und eklatanter Selbstausbeutung ihr Dasein fristen, dürfte der Arbeitsrechtlerin bekannt sein. Ob sie daran etwas zu ändern gedenkt, darf – angesichts ihrer ideologisch stockkonservativen und politisch neoliberalen Haltung – getrost bezweifelt werden.
Dem eklatanten Mangel an Labor- und Seminarplätzen will sie mit einer massiven Ausweitung der Zugangsbeschränkungen begegnen. Damit hat sie bereits vor ihrer Angelobung klar gemacht, wes Geistes Kind sie ist. Sogar entgegen der utilitaristischen Standortlogik, die immer wieder nach gut ausgebildetem Humankapital schreit, hängt sie einem konservativ-elitärem Bildungsverständnis an. So entpuppt sich die Frau Karl als unipolitisches Pendant zu Maria Fekter, die den Rechtsruck in der Volkspartei zementieren soll.
Wenn es der Frau Karl gelingt, sich durchzusetzen, könnten sich diejenigen, die es trotz in Bälde ausgeweiteter Zugangsbeschränkungen doch an die Uni schaffen, bald wieder mit Studiengebühren konfrontiert sehen – neben etwaigen Maklerprovisionen, Kautionen und Einrichtungsgegenständen für Wohnungen, Bücher- und Skriptenkauf u.v.a.m.
Die Protestbewegung, die sich im letzten Herbst über ganz Österreich gegen die untragbaren Zustände an den Uni formierte, hat also eine neue Ansprechpartnerin. Frau Karl – soviel steht fest – wird die Probleme eher zuspitzen denn beheben, wenn eine entschlossene Gegenbewegung sie nicht zum Einlenken zwingt.