Das momentane Bild der Hochschulen spricht Bände über den Status Quo im kapitalistischen Bildungsalltag. Auf der einen Seite stehen unterfinanzierte Universitäten und auf der anderen Seite müssen mehr Studierende denn je arbeiten gehen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können – Tendenz steigend.

Das ist keine Verkettung zufälliger und unglücklicher Umstände. Dahinter steckt System. Und die schwerste kapitalistische Krise seit 1929 dient als Legitimation für viele Umstrukturierungen und Angriffe auf Studierende.

Der in dieser Form noch nie da gewesene neoliberale Umbau des Hochschulwesens, zeigt sich in drei Facetten:

Autonomie versus Sozialstaat

Die „Autonomie“ der Universitäten hat zu einer Abhängigkeit von sogenannten Drittmittlen geführt. Der immer stärker von der Wirtschaft indoktrinierte Staat zieht sich zunehmend aus seiner Verantwortung als öffentliche Finanzierungsquelle der Hochschulen zurück und überlässt die Bildungsinstitutionen so immer mehr der Marktbesoffenheit. Statt sich das Geld zu holen, wo es ist, und der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen, werden Abermillionen in Bankenrettungspakete gepumpt. Nicht nur das Bildungs-, sondern auch Sozialsystem und Gesundheitswesen sind immer stärker von Einsparungen betroffen. Der Sozialstaat Österreich wird kaputtgespart und ganz im Sinne der EU zu einer legislativen Wirtschaftsinstitution umgewandelt.

Ausselektieren versus freier Zugang

Da der Markt aber nach sogenanntem Humankapital verlangt, muss auch das Angebot sichergestellt werden. Überproduktion ist unerwünscht. Darum werden hier restriktive Maßnahmen eingeführt, um immer mehr junge Menschen, vorwiegend aus ärmeren Gesellschaftsschichten, vom weiteren Bildungsweg fernzuhalten. Zugangsbeschränkungen, Studiengebühren und die Kürzung der Familienbeihilfe sind nur einige Maßnahmen, bei denen dieser Weg deutlich wird. Die zuletzt erschienene Studierenden-Sozialerhebung zeigt, dass die Studierenden immer weiter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben werden. Neben dem Studium nicht arbeiten zu müssen bleibt für die überwältigende Mehrheit eine unerreichbare Wunschvorstellung.

Verwertbarkeit versus Bildung

Die Bildung auf den Hochschulen ist längst zur Ausbildung zum Fachidioten mutiert. Der Bologna-Prozess war immer schon die Bildungsdoktrin für Politik und Wirtschaft. Die Verschulung des Studiums zwingt zum stupiden Auswendiglernen eines abgegrenzten Bereiches und verhindert gleichzeitig eine kritische Bewusstseinsbildung. Bulimie-Lernen für Knockoutprüfungen verdrängt fächerübergreifendes und Zusammenhänge-hinterfragendes Studieren. Und der immer größer werdende finanzielle Druck verschlechtert die Situation. Oft ergattert man die letzten notwendigen ECTS-Punkte für die Familienbeihilfe nur noch mit Ellbogenmentalität als scheinbar letztem Ausweg.

Was dagegen tun? Was tun!

Dieser Zustand ist tagtäglich zu bemerken. Aber um ihn zu verändern müssen wir uns gemeinsam dagegen wehren. Nur durch Protest und eine starke, politische ÖH gelingt es uns, den Mächtigen etwas entgegensetzen. Denn eines ist sicher: unser Feind sitzt nicht neben uns im Hörsaal, sondern in den Führungsetagen der Banken und Konzerne.