Im Freihaus an der Technischen Universität ist man als StudentIn schon so einiges gewöhnt. Bis man sich einmal zum Hörsaal gekämpft hat, versuchen einem mindestens eine Bank und ein Versicherungsinstitut mit einem Gespräch zwangszubeglücken.

Im ersten Stock gibts ein Kaffee-Standl von car-to-go, bei dem man für ein vorgeheucheltes Interesse und einer Hand voll Werbematerialien dann tatsächlich einen gratis Kaffee bekommt. Irgendwann gewöhnt man sich an diesen Zustand, dabei bleibt die berechtigte Frage: Wieso verkommt meine Uni zu einem Marktplatz oder Messegelände? Denn diese Stände der Unternehmen sind nicht einmal VOR dem Gebäude, sondern drinnen.

Die Uni als Messegelände

Davon abgesehen geht die Post erst so richtig ab, wenn wieder eine neue Job-, Karriere-, Firmenmesse, oder wie immer man es nennen will, vor der Tür steht. So wird die alljährige „Carreer-Calling“, die in der Messe Wien stattfindet, groß beworben (ebenso an WU und BoKu) und diese Woche, am 11. November, war die „Teconomy“ im Freihaus. Veranstalter ist die IAESTE, die „International Association for the Exchange of Students for Technical Experience“, eine laut eigenen Angaben ehrenamtliche Organisation, die StudentInnen den Weg auf der Karriereleiter erleichtern möchte indem sie unter anderem Praktika vermitteln (bezahlt oder unbezahlt sei dahin gestellt). Man braucht nicht lange zu suchen, da findet man ein paar Ergänzungen zur „Ehrenamtlichkeit“. Nämlich: IAESTE Vienna wird unterstützt von: Siemens, Knorr-Bremse, Kapsch, AVL, die Presse. Die Liste ist noch um einiges länger. Und es wäre naiv zu glauben, dass diese Unternehmen Unterstützung anbieten, ohne sich dann auch in die Inhalte einer Organisation einzumischen bzw. diese zu bestimmen. Etwa die Hälfte aller TechnikerInnen, IngenieurInnen und NaturwissenschaftlerInnen gehen in die Waffenindustrie, daher ist es nicht verwunderlich, dass auch Rheinmetall MAN Military zu den Referenzen gehört. Ziel der Unternehmen ist es, StudentInnen als neue Arbeitskräfte mit „Karriere-Chancen“ anzulocken. Am besten kurz vorm Abschluss, weil sie dann die gleichen Kompetenzen haben, aber in der Gehaltsstufe zurückliegen.

Universitätsrat: Neoliberalisierung der Uni

Wie kommt es, dass ein Universitätsgebäude zu einem Schauplatz für internationale Personal-Schacherei wird? Ein Grund dafür ist bestimmt der Universitätsrat, der laut eigenen Angaben etwa dem Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft entspricht. Das ist erstens schweinewiderlich, weil die Universität also wie eine Aktiengesellschaft hantiert wird, deren Aufgabe natürlich Kostensenkung und Profitmaximierung ist, und zweitens, bedeutet das unverblümten Privatwirtschaftslobbyismus. Man muss sich nur anschauen, wer da drinnen hockt in diesem Uni-Rat, der übrigens NICHT von den Studierenden gewählt wird. Sieben Personen, mindestens drei davon VertreterInnen von (Groß-)Unternehmen. So auch Dipl.-Ing. Dr. Sabine Herlitschka, Vorstandsmitglied von Infineon. Was für ein Zufall, dass Infineon auch bei der heurigen „Teconomy“ sowie bei so gut wie jeder Firmenmesse anwesend war.

Die Uni ist kein Ort des freien Denkens mehr!

Das wird einem aller-allerspätestens dann klar, wenn man sich die ständige Präsenz der Privatwirtschaft, Waffenindustrie und Großunternehmen vor Augen führt. Die Technische Universität Wien ist nur ein Beispiel von vielen.

Wir als KSV sind strikt gegen eine Zusammenarbeit von Wirtschaftslobby und Universitäten, egal ob in Form von Karrieremessen oder der Drittmittelfinanzierung. StudentInnen abwerben und zu hirnlosen Arbeitsmaschinen heranzüchten, die jeden Scheiß mitmachen; DAS ist das Ziel solcher Firmenmessen.

teconomy

Das Freihaus als Messegelände