Zu den bewundernswertesten Menschen unserer Epoche zählen zweifellos jene, die in den dunklen Jahren des Faschismus unter Einsatz ihres Lebens ihren Überzeugungen treu blieben und Widerstand leisteten.

Zu ihnen gehört auch die steirische Kommunistin Maria Cäsar. Im Herbst 1920 als Tochter einer Arbeiterfamilie geboren, lernte sie schon als Kind die Not ihrer Klasse kennen. Unter diesem Eindruck begann Cäsar, die von sich selbst sagt, immer schon eine politische Frau gewesen zu sein, auch ihr Engagement bei den Roten Falken und nach dem 12. Februar 1934 dann im KJV (Kommunistischer Jugendverband, Anm.) Gegen den Austrofaschismus trat sie unter anderem durch das Verteilen von Flugzetteln und als Kurier von Informationen auf. Doch auch abseits der konkreten Widerstandsarbeit ließ sich Maria Cäsar nicht in vorgefertigte Rollen zwängen. So blieb sie etwa schon als Mädel dem Religionsunterricht fern.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Nach dem Einmarsch der Hitlerfaschisten wurde sie im Mai 1939 von der Gestapo verhaftet und musste 14 Monate im Landesgericht Graz in Untersuchungshaft zubringen. Angeklagt war sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat am nationalsozialistischen Dritten Reich. Maria Cäsar war zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt. Das Gefängnis überlebte Cäsar, indem sie Naivität vortäuschte. Nach ihrer Haft setzte sie sich weiter für Gefangene ein, auch hatte sie Kontakt zu einer Gruppe jugoslawischer Partisanen sowie zu Widerstandsgruppen in Judenburg. Einer erneuten Verhaftung entging sie nur, da sich einer ihrer Mitstreiter weigerte, sie zu verraten. Maria Cäsar flüchtete nach Jugoslawien, ihr Mitstreiter wurde hingerichtet.

„Ungerechtigkeiten habe ich nie ausgehalten“…

…pflegt Maria Cäsar zu sagen. Und wenn man erlebt, wie die 92-Jährige auch heute noch gegen Faschismus und Kapitalismus auftrifft, so glaubt man ihr dies aufs Wort. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie als Witwe und junge Mutter nach Graz zurück und machte hier eben jene Forderung nach Gerechtigkeit zum Grundsatz ihrer politischen Tätigkeit. In verschiedenen Funktionen leiste sie einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau der KPÖ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vor allem die Rechte der Frauen lagen der Widerstandskämpferin stets am Herzen. Die Ungleichbehandlung der Geschlechter, die Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, die Lohndiskriminierung der Frauen und die berufliche Ungleichstellung wurden für sie zu Kernthemen. Als Zeitzeugin konnte Maria Cäsar an Schulen und in der Öffentlichkeit Zeichen setzen und viele junge Menschen für die Gefahren des Rechtsradikalismus sensibilisieren.

Für ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus und ihren Kampf für die Rechte der Frauen wurden ihr unter anderem der Menschenrechtspreis des Landes Steiermark sowie der Frauenpreis der Stadt Graz verliehen.

 

Wir freuen uns ganz besonders, die Widerstandskämpferin Maria Cäsar am 7. Mai zu einem Zeitzeugengespräch an der Uni Graz begrüßen zu dürfen.

Dienstag, 7. Mai: 18 Uhr
Uni Graz, Heizhaus, Hörsaal 12.01