„Jetzt ist schon wieder was passiert…“. Das ist nicht nur die typische Einleitung der Krimis von Wolf Haas, sondern könnte auch der Titel einer Artikelserie über die finanziellen Geschicke der ÖH Uni Wien sein. Dieses Mal geht es um das 50%-Eigentum an der Facultas AG, wobei sich die anderen 50% im Besitz der ÖH WU Wien besitzen. Die Facultas Verlags- und Buchhandlungs AG befindet sich also im 100% Eigentum öffentlicher Institutionen, und diese Unternehmung der ÖH ist im Gegensatz zu anderen finanziellen Projekten (Stichwort Café Rosa) kein völliger Negativposten. Soweit so gut.
Wenn man nun von einer 455.000€-Vorstandsgage hört, wird die Sache erst wirklich interessant. Der völlig überzogene Bezug einer einzigen Person wurde in den letzten Jahren immer wieder erhöht, obwohl Umsatz wie auch Gewinn der Facultas AG stetig kleiner wurden. Zuletzt lag der Gewinn sogar deutlich um rund 50.000€ unter dem Vorstandseinkommen!
Abgesehen davon, dass sich dieser Betrag z.B. weit über dem Einkommen des Bundespräsidenten befindet, liegt die Absurdität doch eigentlich darin, dass in „wirtschaftlich schwierigen“ Zeiten, in Zeiten, wo weit mehr als 60% der Studierenden arbeiten gehen müssen, um ihr Studium finanzieren zu können, in Zeiten wo Studiengebühren wieder ein Thema sind, in Zeiten wo sich der universitäre Alltag immer weiter verschlechtert und in Zeiten, in denen ArbeiterInnen und Angestellte einem immer stärkeren Arbeitsdruck unterliegen, einer Person umgerechnet täglich 1246,57€ „Lohn“ ausgezahlt werden.
Soweit nicht mehr gut.
Dass der, wie oben erwähnt, von der ÖH bestellte Aufsichtsrat, diese Summe sogar verteidigt, scheint nicht genug zu sein. So heißt es von Seiten der ÖH zwar, dass diese Summe nicht angemessen wäre, allerdings entsteht der Eindruck, dass selbst die handelnden Personen von VSSTÖ/GRAS/LILIS(Uni Wien), sowie AG(WU) letztlich erst über die Zeitung erfuhren, dass es so etwas wie ein Vorstandsgehalt in der Facultas AG gibt.
Freilich muss man nicht lange überlegen, was die ÖH oder sogar selbst Facultas mit ein bisschen Geld anfangen könnte. Von vernünftigen Preisen für Studienunterlagen über vernünftige Löhne(!) bis hin zu verbesserten Sozialleistungen von der ÖH für Studierende gäbe es eine Vielzahl an Verbesserungsmöglichkeiten.
Letztlich bleibt die Frage, was die ÖH daran wirklich ändern wird und ob sie es weiterhin schafft, ihre finanzielle Unzulänglichkeit ständig erneut zu beweisen. Die Anfrage des KSV, die auf der letzten Bundesvertretungssitzung gestellt wurde, wird jedenfalls beantwortet werden müssen – und wir können nur hoffen, dass es nicht bald darauf wieder heißt: „Jetzt ist schon wieder was passiert…“