Bei den diesjährigen ÖH-Wahlen tritt der Kommunistische StudentInnenverband bundesweit als Liste KSV-KJÖ an. Nähere Details zum Wahlkampf, zu den Forderungen und unseren KandidatInnen findet man unter wahl.comunista.at
Stellvertrend posten wir hier ein Interview mit unserem bundesweiten Spitzenkandidaten:
Lukas Haslwanter (27) studiert seit 2015 Geschichte an der Universität Innsbruck und arbeitet neben dem Studium in einer Bäckerei. Neben dem Studium engagiert er sich in der Studienvertretung Geschichte und der GPA-djp Jugend, der StudentInnengewerkschaft. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.
Du studierst seit 2 Jahren an der Uni Innsbruck, würdest du dich kurz vorstellen?
Ich bin Lukas Haslwanter, bin 27 Jahre alt und habe vor 2 Jahren an der Universität Innsbruck Geschichte zu studieren begonnen, nachdem ich meine Matura am Abendgymnasium nachgeholt hatte. Ich arbeite 20 Stunden in einer Bäckerei, um mein Studium finanzieren zu können. Daneben war ich in den letzten 2 Jahren in der Studienvertretung Geschichte für die Anliegen der Geschichte Studierenden in Innsbruck aktiv und engagiere mich in der GPA-djp Jugend Tirol für die Interessen aller StudentInnen, SchülerInnen und ArbeiterInnen.
Der Kommunistische StudentInnenverband (KSV-KJÖ) legt seinen Schwerpunkt heuer auf Bildungsökonomisierung, was bedeutet das?
Seit Ende der 80er Jahre findet in den westlichen Zentren der Umbau des fordistischen Kapitalismus zum neoliberalen statt. Die Universität ist kein von der restlichen Gesellschaft losgelöster Raum, sondern verändert sich mit ihr. In der Folge konnten wir spätestens mit dem Bologna-Prozess den beginnenden Umbau der Unis an die neuen Anforderungen des neoliberalen Kapitalismus beobachten. Der neoliberale Umbau trifft die Universitäten auf allen Ebenen, das beginnt bei den Strukturen die entdemokratisiert werden und stattdessen denen eines Konzerns angeglichen werden. Geht weiter bei den Beschäftigungsverhältnissen für den wissenschaftlichen Nachwuchs, die häufig mit befristeten Stellen und geringerer Entlohnung als Personen mit alten Dienstverträgen zu kämpfen haben und endet mit dem neu eingeführten Bachelor, der darauf ausgelegt ist eine Vielzahl an hochqualifizierten billigen Arbeitskräften auf den Markt zu schmeißen.
Kannst du das mit dem Umbau der Strukturen konkretisieren oder anhand eines Beispiels erklären?
Konkret kann sich das bspw. auf die Berufung von Professoren auswirken. Üblicherweise wird eine Berufungskommission gebildet die, nach den Vorgaben der ausgeschriebenen Stelle und der Qualifizierung der BewerberInnen entscheidet welche Personen für die Besetzung einer Professur in Frage kommen. Durch den Umbau der Universitätsstrukturen, mittels der Novelle des Universitätsgesetzes kann heute der Rektor direkt in ein Berufungsverfahren eingreifen und eine Person trotz Qualifizierung über den Kopf der Berufungskommission hinweg ablehnen.
Ein weiteres Beispiel wäre der Universitätsrat der vergleichbar ist mit dem Aufsichtsrat eines Konzerns mit weitreichenden Befugnissen, der zu einem Teil von der Bundesregierung besetzt wird und nur mit universitätsfremden Personen besetzt werden darf, wodurch vielfach Stakeholder aus der Wirtschaft Einfluss auf die Gestaltung von Hochschulen nehmen.
Würdest du noch näher erläutern, wieso mit den Abschlüssen Bachelor und Master eine Vielzahl hochqualifizierter aber billiger Arbeitskräfte auf den Markt geworfen werden? Es entscheidet doch jedeR selbst wie lange sie oder er studiert.
Leider ist dem nicht so, dass jedeR Studierende selbst entscheidet wie lange sie oder er studiert und welche Abschlüsse sie oder er macht. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, das beginnt mit den gesellschaftlichen Bedingungen, die im neoliberalen Kapitalismus denkbar schlecht sind, mit Niedriglöhnen, ständiger Kürzung von Beihilfen, steigenden Mietpreisen und vielen weiteren Angriffen auf die Rechte von Menschen. An den Universitäten nimmt gleichzeitig der Leistungsdruck zu, durch die steigende Zahl an Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, Zusatzliteratur zu Vorlesungen die überhandnimmt, Hausübungen und nicht zuletzt die Diskussion den Zugang zu höheren Studien wie dem Master zu beschränken. In Österreich wird Bildung nach wie vor vererbt und wer dann davon ausgeht, dass durch ein mehrgliedriges Bildungssystem Chancen angeglichen werden irrt. Das Bachelor Master Sytem ist von Anfang an so angelegt, dass eine Öffnung des Bachelors für breite Massen stattfindet und der Master ebenso wie das Doktorat für eine kleine Elite geöffnet wird. Studien belegen, dass die Ungleichheit durch die Reform der Studienabschlüsse sogar zugenommen hat.
Jetzt hast du viel über Verschlechterungen gesprochen, wie willst du diese Probleme angehen?
Als Kommunistischer StudentInnenverband treten wir für eine soziale Allianz der Jugend, der Studierenden und der arbeitenden Menschen gegen diese Verschlechterungen ein. Viele dieser Verschlechterungen wie steigende Mieten, niedrige Löhne, befristete Arbeitsverhältnisse betreffen nicht nur Studierende sondern die Mehrheit der Bevölkerung. Deshalb muss auch ein gemeinsamer Widerstand aufgebaut werden. Widerstand braucht es gegen die herrschende Politik, weil die Herrschenden uns noch nie etwas geschenkt haben. Für den 8 Stunden Tag, Mindestlöhne oder leistbare Gemeindewohnungen ist viel Blut geflossen, von Menschen die sich gegen ihre Ausbeutung und Unterdrückung gewehrt haben. Letztlich hatten sie Erfolg und daran gilt es anzuknüpfen.
Soviel zu den gesellschaftlichen Problemen, wie sieht es mit den unispezifischen Problemen aus?
Wie ich zu Beginn bereits festgestellt habe, existieren die Hochschulen nicht im luftleeren Raum, sondern hängen von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen ab. Gelingt es uns eine soziale Allianz allderjenigen Gruppen die von den Herrschenden heute benachteiligt werden herzustellen, dann kann es uns auch gelingen die Probleme an den Universitäten anzugehen und genau dafür möchte ich mich einsetzen. Anderenfalls werden wir in allen Bereichen mit weiteren Verschlechterungen rechnen müssen und isolierten Kämpfen dagegen.
Letztlich bleibt unser Ziel aber der Sozialismus. Nur im Sozialismus ist es möglich den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit aufzuheben und den Menschen statt Profiten die größte Priorität geben. Der Sozialismus ist die einzige Gesellschaft in der die Menschen gemeinsam für ihre Bedürfnisse produzieren anstatt für Profite.