Ja, wozu überhaupt demonstrieren, wenn es doch gewählte VertreterInnen gibt? Wozu überhaupt auf die Straße gehen, wenn es offenbar keinen Einfluss auf die Regierenden hat? Wozu? – Wenn man nicht gehört wird?

In einer bürgerlichen “Demokratie” wie in Österreich ist es schon der Gipfel der Volksherrschaft, dass man alle zwei, drei, vier oder fünf Jahre ein Kreuzerl am Stimmzettel machen darf. An den Betroffenen vorbei wird anschließend Lobbying betrieben und werden Deals ausverhandelt. „Wir machen das schon für euch“, sind die beschwichtigenden Worte der ÖH, der Gewerkschaften oder verschiedener Parteien.

Also kann man als Studierender in Zeiten in denen die Familienbeihilfe gekürzt wird, in denen Studiengebühren eingeführt werden sollen, in denen Hörsäle Prestigeobjekten weichen sollen einfach nur die Hände in den Schoß legen und darauf vertrauen, dass eh alles gut wird?

Nein! Denn gerade diese Weichspülerpolitik, dieses Beschwichtigen führt dazu, dass sich früher oder später niemand mehr gegen Einsparungen, Repressionen oder andere Anschläge auf die arbeitende und lernende Bevölkerung wehrt!

Stell dir vor es ist eine Demo und keiner geht hin!

Protest birgt eine unglaubliche Macht. Er veranschaulicht wie viele Menschen gegen die Einschnitte ins Sozial- und Bildungssystem sind, wie viele Menschen nicht mehr mit Nazis Tür an Tür leben wollen, wie viele Menschen in einer sauberen Umwelt leben wollen usw.

Deshalb war es auch wichtig, dass es in Salzburg Kundgebungen gegen die Studiengebühren gab. Die Sitzung hätte auch ohne die Demonstration stattgefunden, vielleicht wäre sie ähnlich oder gleich ausgegangen. Doch ohne Demonstration hätte es so gewirkt, als ob es keine wirklich Betroffenen gäbe. Als ob es jeden und jeder egal wäre ob Studiengebühren eingeführt würden oder nicht.

Protest ist wichtig weil dabei Menschen ihre Standpunkte und ihre Betroffenheit klar zum Ausdruck bringen können, sich organisieren und solidarisieren. Auch wenn die Lage hoffnungslos erscheint, so muss gemeinsam ein Zeichen gegen die permanenten Verschlechterungen im Sozialbereich und gegen die Aushöhlung des Bildungssystems ge-setzt werden. Denn: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

(Bertolt Brecht)

Quelle: Organ #6 (Zeitung des Salzburger KSV)