Wer kennt das nicht? Überfüllte Hörsäle, Wartelisten für Labore und Professoren, die nie erreichbar sind. Die Finanzierung der Hochschulen hält nicht mit der steigenden Anzahl der Studierenden Schritt. Die Antwort der Regierung um Wissenschaftsminister Mitterlehner auf diese Misere lautet:  Studienplatzfinanzierung! Eine gefährliche Mogelpackung – die Hälfte der Plätze für AnfängerInnen sollen gestrichen werden, während die Hochschulfinanzierung stagniert.

 

Studienplatzfinanzierung bedeutet Studienplatzstreichung

Hinter diesem Begriff stecken fundamentale Verschlechterungen für den allgemeinen Hochschulzugang. Momentan werden in Leistungsvereinbarungsperioden von drei Jahren die Budgets zwischen Staat und Hochschulen fix verhandelt, wobei die meisten Studienfächer nicht beschränkt sind. Dies soll sich nach den Vorstellungen der obersten „Bildungsherren“ ändern – es soll nur noch ein Budget für eine festgelegte Anzahl von Studienplätzen geben. Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz, hat hierfür auch schon einen Vorschlag: So soll die Anzahl der neuen Studienplätze an die jährliche AbsolventInnenzahl gekoppelt sein, zu der 20 Prozent addiert werden. Zwar werden noch andere Modelle debattiert, doch eigentlich ist die Berechnungsmethode irrelevant. Es geht der Regierung schlicht um die Verringerung der Studienplätze. Je nach Studiengang könnten bis zu 50 Prozent gestrichen werden. Es sollen zwar Plätze in den für die Wirtschaft besonders profitablen MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) geschaffen werden, wie dies mit diesem Modell funktionieren soll, bleibt jedoch schleierhaft. Besonders in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften ist eine radikale Kürzung angesagt.

 

Das Vitouch-System: Beschränkungen, Aufnahmetests und soziale Ausgrenzung

Defacto bedeutet dies eine Zugangsbeschränkung und die umfassende Einführung von Aufnahmetests: Prüfungen, die auch die soziale Selektion verstärken und es gerade der ArbeiterInnenjugend erschweren, ein Studium aufzunehmen. Auch von den fehlenden Ausbildungsplätzen zur Aufnahme all jener, die dann nicht mehr studieren können, wird nicht gesprochen. Um bessere Studienbedingungen und das von Rot-Schwarz einst selbstgesteckte Ziel eines Hochschulbudgets von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen, müsste dieses verdoppelt werden. Stattdessen wird jungen Menschen Bildung verwehrt. Es soll nicht mehr nach Interesse studiert werden, sondern nach der Verwertungslogik der Wirtschaft. Sollten die Hochschulen des Landes auch Orte des gesellschaftlichen Diskurses sein, an denen kritisch hinterfragt wird, so befinden sie sich mit dem neuen System noch mehr auf dem Weg zu einer puren AbsolventInnen-Produktion. So manche Fraktionen rufen lauthals nach „Elite-Unis für alle“ und unterstützen gleichzeitig die rigorosen Kürzungspläne. Der KSV hingegen fordert: Schluss mit der Bildungsökonomisierung und ausreichend Budget für die Unis.

 

Ein Beitrag von Maximilian Vorast.

Foto: wyliepoon; Bearbeitung: Maximiliam Vorast