Die Vorstellung von der Studienzeit als unbeschwertem Lebensabschnitt ist unter den Bedingungen des neoliberalen Kapitalismus längst passé. Wir Studierende haben vor allem mit drei Faktoren zu kämpfen: Der drückenden finanziellen Situation, dem ständig steigenden Leistungsdruck sowie der fehlenden Zukunftsperspektive. Leere Geldbörsen als Folge gestrichener Beihilfen, ausgebliebenen Inflationsanpassungen und allgemeiner Teuerung zwingen über 60 Prozent der Studierenden in die Lohnarbeit neben dem Studium. Der Leistungsdruck ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, gerade die „Studieneingangs- und Orientierungsphase“ (StEOP) inklusive Knock-Out-Prüfungen soll Studierende von Beginn an in ein Hamsterrad zwängen. Freiraum für persönliche Entfaltung oder gar kritische Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten werden nahezu verunmöglicht. Nach dem Studium erwartet die meisten Studierenden das Leben der „Generation Praktikum“, die sich schlecht oder gar nicht bezahlt von Job zu Job hanteln und dabei auf zahlreiche soziale Rechte verzichten müssen.

Dazu kommt, dass der Neoliberalismus die Universitäten längst zum Kampffeld erklärt hat: Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren, FachidiotInnen als Ausbildungsziel oder Privatisierungen sind untrennbarer Bestandteil der kapitalistischen Bildungsdoktrin. Die Auswirkungen der damit einhergehenden finanziellen Kürzungen sind für uns auch im Studienalltag spürbar: die Hörsäle sind überfüllt, viele Einrichtungen desolat, und das Lehrangebot wird von Semester zu Semester weiter ausgedünnt. Deutlich zutage tritt auch die soziale Ungleichheit im österreichischen Bildungswesen: Zwischen 1998 und 2009 sank an den Universitäten der Anteil von Kindern aus einer niedrigen sozialen Schicht von 26 auf 18 Prozent. Erhöht hat sich hingegen die Zahl der StudienabbrecherInnen.

 

45 Prozent der Studierenden leiden unter psychischen Belastungen!

Dieser ungenießbare Cocktail führt dazu, dass laut Studierendensozialerhebung satte 45 Prozent (!) der StudentInnen angeben, an studienerschwerenden psychischen Belastungen zu leiden. Ganz oben auf der Liste sind dabei Leistungsdruck und Versagensängste. Viele Studierende glauben dabei, mit ihren Sorgen, Problemen und Ängsten alleine zu sein, wird doch diese Isolation und Ellbogenmentalität auch auf den Unis propagiert.

Unter diesen Bedingungen geht es für uns um dreierlei: Durchbrechen der Vereinzelung durch Aufklärung über gemeinsame Betroffenheit; Schaffung von solidarischem und kämpferischem Bewusstsein dafür, sich nicht alles gefallen zu lassen sowie Aufzeigen, dass durch grundlegende gesellschaftliche Veränderungen sehr wohl ausreichend Geld für Bildung vorhanden wäre.

 

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!

Sieht man sich etwa an, dass marode Banken in den letzten Jahren viele Milliarden Euro an Steuergeldern erhalten haben und vergleicht das mit den Kürzungen im Bildungsbereich, wird sehr schnell klar, wo die Prioritäten im Kapitalismus liegen. Kurz und bündig, Profite sind stets wichtiger als Menschen. Uns geht es aber darum, dass Bildung und soziale Leistungen für jeden Menschen zugänglich sein müssen! Das Geld, das dafür angeblich fehlt, ist sehr wohl da – nur in den falschen Händen. Genau darum braucht es für eine breite Bewegung für bessere Studien- und Lebensbedingungen sowie für Umverteilung jede und jeden von uns.

Damit das Studium auch im 21. Jahrhundert ein Lebensabschnitt ist, der Platz zur Entfaltung bietet und Studierenden ein Leben ohne ständigen Druck und Zukunftsangst bietet, treten wir für folgende Forderungen ein: