DIE WELT, IN DER WIR LEBEN

Wir leben in einem Zeitalter der rücksichtslosen Konkurrenz. Mächtige Staaten unterdrücken schwächere, internationale Konzerne beuten Menschen, Natur und Rohstoffe gnadenlos aus, überall wird auf die Schwächsten getreten, immer mit dem eigenen Vorteil vor Augen.

DIE UNIVERSITÄT, AN DER WIR STUDIEREN

Auch unsere Universität ist diesem Konkurrenzwahn mehr und mehr ausgeliefert. Wo man früher noch die Möglichkeit hatte, sich mehr oder weniger frei zu bilden, Fächer nach Interesse zu belegen, wertvolle Erfahrungen und Wissen zu sammeln, steht heute die wirtschaftliche Verwertbarkeit im Vordergrund.

Unsere Studienpläne werden verschult, wir werden gedrängt, möglichst schnell und effektiv zu studieren, es bleibt keine Zeit, sich umfassend mit der Wissenschaft zu beschäftigen. Die unter uns, die keine oder zu wenig finanzielle Unterstützung von ihren Eltern bekommen, müssen neben dem Studium arbeiten, geraten extrem unter Druck, so dass ein vernünftiges Studium fast unmöglich ist.

Durch die Kürzung der Familienbeihilfe versucht man, uns nach dem Bachelorstudium von den Unis zu drängen – die Wirtschaft braucht Fachkräfte, keine WissenschaftlerInnen. Viele Fächer werden finanziell ausgehungert, weil sie der Gesellschaft angeblich nichts nützen – nur was unmittelbar der Industrie nützt, darf vorerst weiterexistieren.

Zusätzlich dazu versucht man, durch mehr und mehr Prüfungen den Rückgang der Qualität der Lehre zu kaschieren, man ersetzt das Verstehen durch das Auswendiglernen – wer dem Prüfungsstress nicht standhält, fliegt. Besonders trifft das wieder diejenigen, die neben dem Studium arbeiten, oder aber sich um ein Kind kümmern müssen – von Studierenden mit Behinderung ganz zu schweigen.

Durch Zugangsbeschränkungen wird die Konkurrenz zwischen den Studierenden verstärkt, jede Kollegin, jeder Kollege ist potentielle Konkurrenz im Rennen um die Masterstudienplätze. Nach dem selben Schema funktioniert das beim beschränkten Angebot an Plätzen in den verschiedenen Lehrveranstaltungen – viele würden niemals jemanden auf eine interessante LV aufmerksam machen – durch die Anmeldungsmodi an manchen Fakultäten könnte einem ja der Platz weggenommen werden.

Ähnlich verhält es sich mit Studierenden, die aus Deutschland nach Österreich kommen, oft um dem Numerus Clausus zu entgehen – die Ausrichtung der europäischen Universitäten auf den Bologna-Prozess fördert auch die Konkurrenz zwischen den Unis der verschiedenen Länder.

WAS WIR TUN KÖNNEN

Wir müssen uns selbst darum kümmern, dass unsere Uni wieder ein guter Ort zum Studieren wird. Wir dürfen uns nicht  gegeneinander ausspielen lassen, uns unabhängig von Herkunft oder sozialem Status gegenseitig helfen. Seid solidarisch! Teilt eure Mitschriften mit anderen, beteiligt euch an der Erstellung von Skriptendatenbanken. Habt Verständnis, wenn manche in der Lehrveranstaltung nicht so gut mitkommen –  sie werden gute Gründe haben. Viele können nicht mehr zu jeder Vorlesung kommen – sie brauchen Unterstützung durch ihre Mitstudierenden. Helft euch gegenseitig, nur gemeinsam können wir vernünftig studieren! Unsere GegnerInnen sitzen nicht mit uns im Hörsaal, sondern in der Wirtschaft, in der Regierung, in vielen Uni-Gremien! Organisieren wir den gemeinsamen Widerstand für soziale und demokratische Universitäten in einer befreiten Gesellschaft!