Der Senat der Medizinischen Universität Graz hat in seiner Sitzung vom 19.Mai beschlossen, dass künftig nur noch AbsolventInnen eines zusätzlichen Doktoratsstudiums für eine Habilitation, also die Lehrbefugnis (venia docendi) in Frage kommen. Selbst fertig ausgebildete FachärztInnen, die wohl die beste Qualifikation haben, in ihrem Fachbereich lehrend tätig zu sein, könnten damit von der freien Lehre ausgeschlossen werden. Für viele angehende MedizinerInnen wird dadurch die Aussicht auf eine akademische Karriere verbaut.
Für den Spitzenkandidaten des Kommunistischen StudentInnenverbandes (KSV) an der Meduni Graz, Christopher U., ist das ein handfester Skandal: “Mit dem Beschluss entfernen wir uns meilenweit von der viel zitierten Praxisnähe, die sich die Meduni Graz auf die Fahnen geheftet hat. Ein Doktorat oder gar ein PhD-Studium ist berufsbegleitend fast unmöglich und aufgrund der beschränkten Plätze kommt es ohnehin nur für eine kleine Minderheit in Frage. Wollen wir wirklich, dass die Lehre an der Meduni in Zukunft nur von praxisfernen Labormedizinern getragen wird?”
Besonders erschreckend an der Entscheidung sei, dass alle im Senat vertretenen Studierendenfraktionen [VSSTÖ (“Herzlinks”), AG, GRAS] für diesen himmelschreienden Unsinn gestimmt haben. “Es schaut so aus, als würde unseren VertreterInnen das Liebedienern bei einigen Professoren wichtiger sein, als die Interessen der Studierenden, die sie eigentlich vertreten sollten. Ungeachtet der politischen Färbung wird in unserer ÖH an Karrieren gebastelt, anstatt für die Studierenden zu arbeiten”, so U.
Der ehemalige Vorsitzende der Studienvertretung Humanmedizin, Sebastian Wisiak, zweifelt die Rechtmäßigkeit der Entscheidung an: “Laut Universitätsgesetz sind eine ganze Reihe von Voraussetzungen für die Erteilung der Lehrbefugnis zu erfüllen, die vom Senat beschlossene Schikane ist dadurch aber nicht gedeckt. Alle KandidatInnen müssen hervorragende Leistungen in der Wissenschaft und Erfahrung in der universitären Lehre vorweisen. Es ist nicht einzusehen, warum ein Absolvent eines dreijährigen Doktoratsstudiums gegenüber einer ausgebildeten und erfahrenen Fachärztin bevorzugt werden sollte.” Der KSV-Spitzenkandidat ergänzt: “Es sieht beinahe so aus, als gäbe es für die PhD-Studien an der Meduni zu wenig Nachfrage und man wollte auf diese Art nachhelfen.”
Der KSV wird das Wissenschaftsministerium als Aufsichtsorgan in Kenntnis setzen und eine Aufhebung des unsinnigen Beschlusses fordern.
Rückfragehinweis:
0664-2243140