Dass von der Regierungsklausur in der oststeirischen Wellness-Hauptstadt Loipersdorf keine Lösungen für die eklatanten Probleme im österreichischen Bildungssystem präsentiert würden, war allen klar. Damit jedoch, dass dort Todesurteile über den freien Hochschulzugang und die soziale Absicherung von Studierenden verhängt würden, rechneten wenige.
Zugangsbeschränkungen. Der Tragödie erster Teil
Über die Hintertür der so genannten „Studieneingangsphasen“ (STEP) werden also offener Hochschulzugang und freie Studienwahl eliminiert. Schon jetzt benachteiligen die Aufnahmetests auf den Medizin-Unis überwiegend diejenigen, die sich die tausende Euro teuren Vorbereitungskurse nicht leisten können.
Durch die STEPs in den „Massenfächern“ werden nun tausende in andere Studienrichtungen abgedrängt, die ihrerseits dann um Zugangsbeschränkungen betteln werden. Der Teufelskreis wäre in Gang gesetzt.
Kürzung der Familienbeihilfe. Der Tragödie zweiter Teil
MaturantInnen, die künftig nicht nur ein Bachelor- sondern auch ein Masterstudium absolvieren wollen und dazu die Familiebeihilfe brauchen, müssen Glück haben. Wer von ein HAK oder BHS kommt, hätte schon einmal ein Jahr der Bezugsberechtigung im Studium verloren; Präsenz- oder Zivildienstleitende bzw. jene, die ein freiwilliges soziales Jahr oder ein Jahr als au pair absolvieren, ein weiteres. Wer noch dazu das Pech hat, durch den Mangel an Seminar- und Laborplätzen ein Semester zu verlieren, schaut endgültig durch die Finger. Mit dem Verlust der Familienbeihilfe fallen für die Betroffenen auch die Mitversicherung bei den Eltern sowie Ermäßigungen – wie etwa beim öffentlichen Verkehr – weg. Das wird in diesem Zusammenhang tunlichst verschwiegen.
Wo das hinführt, ist klar: Der BA und die BSc werden einander am Arbeitsamt die Türklinke in die Hand geben und sich um schlecht bezahlte Arbeitsplätze streiten dürfen. – Operation „Akademisches-Proletariat-Schaffen“: erfolgreich.
Folgen
Sehenden Auges rennt die Regierung in die soziale Katastrophe. All jene, die durch die neuen „Zugangsregelungen“ um ein Studium gebracht werden, bilden ein Heer aus arbeitslosen MaturantInnen. Das akademische Proletariat, das nach dem Bachelor mangels finanzieller Grundlage nicht mehr weiter studieren kann, wird auf dem „Arbeitsmarkt“ auch kaum Chancen haben.
Hier lichtet sich der Nebel, und die wahren Pläne treten klar zutage: Die Universitäten sollen zur Brutstätte sich selbst reproduzierender Eliten werden. Hauptberufliche Söhne und Töchter zahlen sich durchs Studium und werden in Zukunft die einzigen sein, die wiederum imstande sind, auch ihren Sprösslingen eine solide Bildung zu blechen.
Auswege?
Millionen Menschen auf den Straßen in Frankreich, Portugal, Griechenland geben uns ein Beispiel, welche Antwort wir den Zukunftskillern geben müssen. Ein erster Schritt waren die gemeinsamen Demonstrationen von Lehrenden, Studierenden und Allgemeinbediensteten am 19. Oktober in fast allen österreichischen Uni-Städten. Jetzt gilt es Elternverbände und Gewerkschaften ins Boot zu holen, um die sozial- und bildungspolitischen Hinrichtungen zu verhindern. Von jedem und jeder Einzelnen hängt es jetzt ab! – Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!