Laut der Studierenden-Sozialerhebung aus dem Jahr 2019 haben 7,5 % der Studierenden in Österreich – Personen im Doktoratsstudium sind ausgenommen – mindestens ein Kind unter 25 und leben mit diesen in einem Haushalt. Was auf den ersten Blick wenig erscheinen mag, sind allerdings hochgerechnet 22.400 Personen, was in etwa der Einwohnerzahl von der Stadt Kapfenberg in der Steiermark und fast der Studierendenanzahl der TU Wien entspricht.
Trotz der nicht unerheblichen Größe dieser Gruppe bleiben die erheblichen Problem mit denen besonders alleinerziehende Studierende, die immerhin auch 0,9 % ausmachen, zu kämpfen haben oft unsichtbar.
In den allermeisten Fällen sind diese Personen Frauen, die unter erheblichen Doppelt- und Dreifachbelastungen stehen. Generell verrichteten 2019 mehr als die Hälfte der Studierenden Lohnarbeit während des Studiums. Viele von ihnen finanzierten sich damit ihren Lebensunterhalt und die Studienkosten, litten dadurch aber gleichzeitig unter starken Leistungsdruck und erheblichen Verzögerungen des Studiums, was sich bei Alleinerziehenden nur noch stärker zeigt. Der ökonomische Druck, der damit auf diese zukommt, ist gewaltig.
Während einerseits die außerfamiliäre Betreuung für viele nicht leistbar ist und überdurchschnittlich viele Alleinerziehende im Vergleich zu anderen Studierenden angeben, mit finanziellen Problemen konfrontiert zu sein, schaffen es gerade alleinerziehende Elternteile von Kleinkindern selten so zu studieren, dass keine Studiengebühren auf sie zukommen – was den Teufelskreis zwischen der Verbindung von zu erbringenden Leistungen und finanziellen Schwierigkeiten noch weiter vertieft.
Der Grund dafür ist klar: Mit Reproduktionsarbeit im Haushalt, Kinderbetreuung, Nebenjob und Studium zu hantieren, ist gerade für eine alleinstehende Person nahezu unmöglich. Die psychische und körperliche Belastung, die damit besonders an Frauen hängen bleibt, ist signifikant und nicht zuletzt erschreckend.
In einem System wie diesem, in dem das Studieren und das schlichte Bezahlen des Lebens für einen allein schon so teuer ist, dass es kaum leistbar ist, kann es nur mit der Ausbeutung des eigenen Körpers und der psychischen Gesundheit geschafft werden, diese Aufgaben zu stemmen. Wer das nicht kann wird bestraft: Exmatrikulation, Studienabbruch und üble Nachrede als Rabenmutter, kann man die Kinder nicht 24/7 selbst versorgen und ähnliches sind nicht selten die Folgen. Um dem entgegen zu stehen, muss das Hochschulwesen, wie auch die strukturelle Ausbeutung von Personen die neben Lohnarbeit auch Reproduktionsarbeit verrichten, grundsätzlich verändert werden. Um das zu erreichen, reicht aber pure Reform nicht aus. Um das langfristig zu ändern, muss dieses ausbeuterische System geändert werden.