rotcrowd sprach mit Robert Krotzer und Sahar Mohsenzada über Wahlziele und -inhalte des Kommunistischen StudentInnenverbandes (KSV) und darüber, wie die Studierenden etwas an der Bildungsmisere ändern können.

Der KSV kandidiert bei den ÖH-Wahlen vom 24. bis 26. Mai an der Uni Graz. Welche Probleme greift ihr im Wahlkampf auf, was läuft falsch auf der Uni?

Robert Krotzer: Was unbedingt massiv geändert werden muss, ist das GEWI-Basismodul. Die verflichtende zweite Studienrichtung verschärft nur den Mangel an Kurs- und Seminarplätzen. Hier müssen wir zurück zum früheren Modell, in dem bis zu einem Drittel der Lehrveranstaltungen aus freien Wahlfächern bestanden hat. Das bietet nicht nur die Möglichkeit, die eigenen Interessen zu vertiefen und Zusatzqualifikationen zu bekommen, sondern nimmt auch den Druck von „überlaufenen“ Studienrichtungen.
Sahar Mohsenzada:
Weil die Uni ohnehin schon am finanziellen Hungertuch nagt, drohen infolgedessen noch Zugangsbeschränkungen bei den Masterstudien. Auch das muss verhindert werden.
Schon vor Jahren hat der KSV in der Universitätsvertretung den Antrag gestellt, eine Shutte-Bus-Linie zwischen KF und TU einzurichten, weil es für NAWI-Studierende fast unmöglich ist, pünktlich zu Lehrveranstaltungen von der einen Uni zur anderen zu kommen. Der Antrag wurde sogar angenommen, aber es ist nichts passiert.

Was hätte die ÖH tun sollen?

Robert: Papier ist geduldig. Beschlüsse bewirken nichts, solange es die ÖH nicht schafft, Hand in Hand mit den Studierenden für Anliegen aufzutreten. Dass unter einer schwarz-grünen Stadtregierung die Grazer Linien zwar eine Murgondel locker finanzieren könnten, aber kein Geld für einen Shuttle-Bus vorhanden wäre, kann mir niemand weis machen.
Sahar:
Wir haben auf vieles davon bereits im Wahlkampf vor zwei Jahren hingewiesen. Zum Besseren geändert hat sich seither nur eines: Zehntausende Studierende haben mittels Demonstrationen und Besetzungen gezeigt, dass sie keine Vertretung von NachwuchspolitikerInnen brauchen, sondern ihre Anliegen sehr gut selber artikulieren können.

Ihr habt die Proteste angesprochen. Viele meinen, sie hätten nichts bewirkt. Wie soll es weitergehen?

Sahar: Natürlich haben sie etwas bewirkt: Ohne die Proteste würden Präsenz- und Zivildienst die Bezugsdauer der Familienbeihilfe nicht verlängern oder die Mitversicherung bei den Eltern ebenfalls ab 24 wegfallen. Damit wir erfolgreich sein können, müssen wir aber über die Unis hinausblicken. Einsparungen im Bildungsbereich sind ja mit der Zerschlagung des Sozial- und Gesundheitswesens aufs Engste verknüpft.
Robert:
Solange die Proteste nur auf die Uni beschränkt bleiben, werden  nur kleine Änderungen an bestehenden Ungerechtigkeiten und denen, die uns noch ins Haus stehen, zu erstreiten sein. Warum ist das so? Selbst wenn alle Unis in Österreich für sagen wir einmal zwei Wochen streiken würden, hätte das kaum Auswirkungen, weil es – im ökonomischen Sinne – kaum jemanden trifft. Streiken beispielsweise MetallarbeiterInnen oder EisenbahnerInnen, hat das in Windeseile massive Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft Österreichs, der Druck wäre viel größer und die Regierung viel schneller zum Einlenken gezwungen. Dass gemeinsamer Widerstand möglich ist, zeigt das Bündnis Zukunftsbudget oder die Plattform 25 gegen die Belastungspakete auf Bundes- bzw. Landesebene.

Ihr seht also einen Zusammenhang zwischen den Verschlechterungen im Bildungsbereich und Sozialabbau?

Robert: Definitiv! Während Banken gerettet, Euro-Schutzschirme aufgespannt und die Reichen dadurch noch reicher werden, blicken gerade wir jungen Menschen einer düsteren Zukunft entgegen.
Sahar:
Unsere Generation ist die erste, die hinter den Lebensstandard ihrer Elterngeneration zurückfallen wird. Auch eine akademische Ausbildung ist keineswegs mehr eine Garantie für eine finanziell abgesicherte Lebensperspektive. Im Gegenteil: Nach dem Studium müssen sich viele von uns mit schlecht oder gar nicht bezahlten Praktika durchschlagen.

Was unterscheidet den KSV von den anderen Fraktionen?

Robert: Während die grün-rosa-schwarzen NachwuchspolitikerInnen an der eigenen Parteikarriere gebastelt haben, sind wir KommunistInnen in vorderster Reihe gestanden, wenn sich Protest formiert hat: In der Bewegung Uni Graz gehört uns!, in den Studienvertretungen, beim Protest gegen die Kürzung der Familienbeihilfe oder gegenwärtig in der Plattform 25 gegen die Kürzung der Wohnbeihilfe.

Der KSV kandidiert in Graz mit dem Zusatz „Linke Liste“. Warum?

Sahar: Auf unserer Liste kandidieren traditionell nicht nur unsere AktivistInnen und Mitglieder, sondern auch SympathisantInnen und unabhängige Linke, die mit uns durch unsere Arbeit in den Studienvertretungen oder in der Protestbewegung in Kontakt gekommen sind. Wir verstehen das auch als Signal für eine geeinte Linke, für die die gemeinsame Aktion im Vordergrund steht und die das Einende vor das Trennende stellt.