Derzeit gibt es noch viele, die ein Doppel- oder sogar ein Mehrfachstudium zu bewältigen versuchen. Bisher war es so, dass man ab dem Zeitpunkt Studiengebühren zahlen musste, wenn man bei einem der Studien über der Mindeststudienzeit ist – einmal davon abgesehen, dass man bei Mehrfachstudien noch mehr Stress hat und ohnehin zügig studieren muss, um keine Ansprüche auf diverse Beihilfen zu verlieren.
Der Vorstoß des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) geht wieder deutlich in Richtung „Einzelstudium“. Aus den neuen Richtlinien zur Refundierung der Studiengebühren bei Zwei- oder Mehrfachstudien lässt sich eine solche Absicht – wie immer mehr oder weniger versteckt – herauslesen.
Prinzipiell ist es nun so, dass man ab Wintersemester 2010/2011, rückwirkend für das Sommersemester 2010, seine Studiengebühren refundieren lassen kann, wenn man mehr als ein Studium verfolgt.
Wie bereits aus anderen Institutionen bekannt, ist ein Leistungsnachweis notwendig: im Falle der BMWF-Refundierung sind dies pro(!) Studium und Semester 15 ECTS. Diese Maßnahme bedeutet, dass du bei einem Zweifachstudium 30 ECTS nachweisen musst, bei einem Dreifachstudium sogar 45 ECTS, wenn man Geld, das im Sinne einer freien Bildung ohnehin nie bezahlt hätte werden dürfen, refundiert haben will.
Sieht man sich den Vermerk zum Doktoratsstudium an, merkt man die subtile Ablehnung zu Mehrfachstudien: im Doktoratsstudium müssen acht Semesterwochenstunden (SWS) nachgewiesen werden. Daraus ergibt sich zumindest ein Problem, da diese Studien meist nicht viel mehr als zehn SWS insgesamt haben: für Doktoratsstudierende dürfte sich nicht mehr als ein Semester Refundierung ausgehen.
Weiters ergeben sich auch für andere Studienabschnitte (Bakk, Master) Konsequenzen: Wie können Studierende zwei (oder mehr) Studien so studieren, dass man jeweils 15 ECTS „verdient“? Im Grunde gilt für das ordentliche und zielstrebige Bakk-Studium eine ECTS-Zahl von 30 im Semester. Im Falle von mehr als einem Studium stoßen wir hier auf die Grenzen des Systems: es wird faktisch für den Großteil verunmöglicht, zu studieren, was von Interesse ist.
„Diesen benachteiligenden Vorstoß in Richtung „Monostudium“ werden wir nicht lautlos hinnehmen“, meint Christopher Smerietschnig, Bundesvorsitzender des KSV dazu. „Wir müssen leider wieder einmal erkennen, dass das Ministerium sich dem System wieder einmal ohne zu hinterfragen fügt und in seinem Sinn. Bildung und Förderung der Menschen stehen im ministerialen Kontext stets hinter den kapitalistischen Interessen. Die Handschrift der KapitalistInnen ist unverkennbar. Der KSV wird weiterhin speziell für die Abschaffung jeglicher Gebühren im Bereich der Bildung kämpfen. Die plumpen Versuche des Ministeriums aufzudecken, ist ein Erstes“, so Smerietschnig abschließend.
Freies Studieren für alle! Grenzenlose Bildung!
Link zum Formular wie auch zu den Richtlinien: http://www.bmwf.gv.at/startseite/refundierung/