Knock-out-Prüfungen, StEOP und nebenbei noch zur Arbeit, um Miete und Studienunterlagen bezahlen zu können – StudentInnen stehen heute unter Leistungsdruck wie selten zuvor. Warum schon das Tauschen von Skripten ein Schritt in die richtige Richtung sein kann und wo wir gemeinsam den Hebel ansetzen müssen, um dieses System umzukrempeln, erklärt die 19-jährige Jus-Studentin Sara Noémi Plassnig, Spitzenkandidatin des KSV Graz bei den kommenden ÖH-Wahlen, im rotcrowd-Interview.
Bei den ÖH-Wahlen kandidierst du für den Kommunistischen StudentInnenVerband. Wofür steht ihr?
Sara Noémie Plassnig: Die Unis pfeifen finanziell aus dem letzten Loch, während der Staat noch immer Unmengen an Geldern in die Banken steckt. Das Geld ist also vorhanden, es muss nur in anderen Bereichen – wie in diesem Fall für die Bildung – eingesetzt werden. Wir stehen für einen freien Hochschulzugang ohne soziale oder auf Grund der Herkunft hochgezogene Schranken. Der Leistungsdruck wird durch die sogenannte „Studieneingangs- und Orientierungsphase“ (StEOP) forciert. Unsere Antwort darauf ist Solidarität. Alle Studierenden stehen vor den gleichen Problemen. Das Tauschen von Skripten oder gemeinsame Lernen sind Kleinigkeiten, die den Studienalltag aber erheblich erleichtern können. Man muss aber natürlich auch dazu bereit sein, für seine Rechte auf die Straße zu gehen.
Du sprichst von sozialen Schranken, könntest du auf diese genauer eingehen?
Sara: Studieren ist eine Kostenfrage. Über 60 Prozent müssen nebenher arbeiten, um sich das Leben und die Wohnung zu finanzieren. Meistens machen sie Jobs, die nichts mit dem Studium zu tun haben – zum Beispiel in der Gastronomie. Das Wohnen wird immer teurer. Die Landesregierung hat die Wohnbeihilfe gekürzt. Oft haben Vermieter keine Skrupel, Studierende in Wohngemeinschaften auszunehmen. Dass das Leben immer teurer wird, liegt auf der Hand. In vielen Studienrichtungen muss man sich teure Lernunterlagen besorgen. Dazu kommt der in Graz vergleichsweise teure öffentliche Verkehr.
Wie geht der KSV mit diesen Problemen um?
Sara: Beim Thema Wohnen organisiert der KSV regelmäßig die Mietrechtsberatung mit Elke Kahr, wo Studierenden unbürokratisch und direkt geholfen wird. Beim öffentlichen Verkehr haben wir vor kurzem zusammen mit über 2.600 Menschen durch eine Petition den Erhalt des Mobilitätsschecks gesichert. Des Weiteren fordert der KSV seit 2007 einen Shuttle-Bus zwischen der Karl-Franzens-Universität und der Technischen Uni. In Geidorf und St. Leonhard haben die Bezirksräte diesbezügliche Anträge der KPÖ bereits beschlossen.
Zum Abschluss: Warum bist du im KSV aktiv? Und wieso soll man euch im Mai wählen?
Sara: Der KSV ist die einzige Organisation, die sich wirklich für die Interessen der Studierenden einsetzt. Wir betreiben konsequente Interessensvertretung, wollen nicht zulassen, dass die ÖH zu einer reinen Service-Stelle degradiert wird. Wir lassen uns auf keine Kompromisse auf Kosten der Studierenden ein, beteiligen uns nicht an ÖH-internen Postenschachereien und haben eine Kontrollfunktion gegenüber den Großfraktionen. Uns ist aber auch bewusst, dass selbst die kämpferischste Interessensvertretung nicht alle Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen kann. Eng verbunden mit unserer Arbeit ist natürlich der Weg in eine andere Gesellschaft, in der jeder Mensch sein Recht auf Bildung ohne Einschränkungen ausüben kann.
Sara Noémie Plassnig (19) studiert Rechtswissenschaft und ist KSV-Spitzenkandidatin an der Karl Franzens Universität bei den ÖH-Wahlen von 14. bis 16. Mai.