Am 08.11.2011 wurde das besetzte “Epizentrum” in Wien von der Polizei geräumt, worauf es zu einer Solidaritätsdemonstration kam. Mehreren Berichten zufolge ist die Staatsmacht dabei ein weiteres Mal mit extremer Brutalität gegen AktivistInnen vorgegangen, was von den meisten bürgerlichen Medien verschwiegen oder schöngeredet wurde. Um zu einer kritischen Berichterstattung beizutragen und dem medialen Einheitsbrei etwas entgegenzusetzen veröffentlichen wir an dieser Stelle den Augenzeugenbericht einer Aktivistin, die verständlicherweise anonym bleiben möchte.

Zirka 50 Minuten nach der Räumung des Epizentrums trafen dort schätzungsweise knapp 100 Menschen ein um ihre Solidarität auszudrücken.

Schon bei der Solidaritätsdemonstration die unmittelbar danach in die Mariahilferstraße zog, wurde ein Aktivist der fotografiert hat, von der Polizei angegriffen, getreten und verhaftet . Dies hatte einen ca. 30Minuten langen dauerten Polizeikessel zur Folge. Diese Kundgebung wurde nie von der Polzei mit oder ohne Megaphon aufgelöst.

Um 18h trafen sich AktivistInnen am Urban Loritz Platz zu einer weiteren Solidaritätskundgebung. Verwunderlich war hier schon die geringe Polizeipräsenz. Als dann um ca. 18:30 die Demo startete hat es keine halbe Minute gedauert und die komplette Straße war voll mit Polizeiautos.

Als die Demo sich dann verstreut und der Großteil der Menschen zum U-Bahn Eingang rennt, kam es durch die darauf folgenden Polizeibeamten zu den ersten Gewaltübergriffen. Leute die weiter hinter gerannt sind wurden versucht um zu schupfen und ins Schienbein getreten.

Einige Leute die sich zum hinteren Eingang der U-Bahn bewegten und von dort weg fahren wollten, wurden von den Polizisten bei der Stiege blockiert und durch einen kurzen Polizeikessel aufgehalten. Weiteres wurden von den Wiener Linien die U-Bahn Türen für 5 Minuten blockiert weder AktivistInnen noch PasantInnen durften ein noch aussteigen.

Mittlerweile war der aus vorher ca.150 Personen bestehende Deomzug in viele Kleingruppe zerstreut sodass wir als nächsten Treffpunkt das Museumsquatier vereinbarten. Dort hat es keine zwei Minuten gedauert und die gesamte Straße hinter uns war voll mit Polzeiwägen. Wir sind friedlich weiter richtung Getreidemarkt gezogen, bis jetzt wurde die Demo noch nie mit oder ohne Megaphon von Polizei aufgelöst. Kurz vor Getreidemarkt merken einige Leute von uns dass Polizist der mit marschiert durchfunkt: “vorne zumachen“ was uns dazu veranlasst hat schneller zu werden. Bei Kreuzung Getreidemarkt angekommen schreit ein Polizist: „vorne zumachen“ DemonstrantInnen rennen nach rechts weg, wobei andere und ich von Polizisten versucht worden sind weg zu schupfen. Konnte aber noch auf die Seite ausweichen und weg rennen. Von dem Zeitpunkt an wurde der hintere Block der Kundgebung eingekesselt.

Kurz darauf wurde eine Demonstrantin die gefilmt hat von mehreren männlichen Polizisten willkürlich zu Boden gedrängt, geschupftt, an die Mauer gedrängt und in Folge verhaftet.

Von mehreren Leuten wurde mir gesagt dass sie von außen in den Kessel gezogen nachdem sie fotografiert haben, bei einem habe ich es von Weitem selbst beobachtet.

Auf unsere Fragen und Aufforderungen die Leute frei zu lassen reagieren die Polizisten nie.

Ein Polizist hat ein Auto (Chip) demoliert vorne rechts beim Licht Plastik runter gelassen um Absperrungsband zu fixieren

Später habe ich von außen durch ein Autofenster beobachten wie ein Aktivist von mindestens 3 Polizisten an ein Auto gepresst und brutal geschlagen wurde. Später habe ich durch Kommunikation mit Leuten aus dem Kessel erfahren dass er im Zuge dessen in Handschellen gelegt und weggebracht wurde.

Unsere mehrfacher Versuch den KollegInnen Decken, Schlafsäcke rein zu geben wurden von mehreren Polizisten verwehrt: „weiß ja nicht was da drinnen ist“

Die ersten Leute wurden gegen Foto und Daten einzeln aus dem Kessel gelassen. Niemand (auch nicht nach konkreter Frage und Aufforderung) wurde von der Polizei aufgeklärt was ihm oder ihr vorgeworfen wird.

Leute die sich dem verweigert haben, wurden als letztes raus gelassen und haben also über 3h in der Kälte am Boden gesessen ohne Decken, Wasser oder Klo.

Die Polizisten haben die Straßen und Gehsteige komplett versperrt und auch keine PassantInnen durchgelassen und niemand Auskunft gegeben.