Wir haben in der Nacht auf heute, den 25.10.2011, direkt vor dem Jahn-Denkmal bei der Landesturnhalle (Jahngasse) eine Zusatztafel montiert.
Auf dieser Tafel weisen wir auf die rassistische und völkische Ideologie hin, die Friedrich Ludwig Jahn in seinen Schriften und Aktivitäten vertreten hat. Zeit seines Lebens verbreitete er eine hasserfüllte Hetze gegen „Ausländerei“ und „undeutsche“ Schriftsteller, verherrlichte den Krieg und predigte einen aggressiven, zunehmend auch von Antisemitismus durchzogenen Nationalismus. Jahn setzte das Erlernen einer fremden Sprache mit „Hurerei“ gleich, bezeichnete einen nicht-deutschen Namen als „Hochverrat“, forderte die „Verbannung der Ausländerei“, schwärmte von „des Krieges Eisenband“ und rief zur „Reinhaltung“ der Völker auf. Der Politologe Anton Pelinka nannte Jahn „Urahn des Rassismus und aggressiven Nationalismus“.
Das Turnen war für Jahn keineswegs, wie bis heute behauptet wird, ein gesundheitsfördernder Zeitvertreib. Vielmehr gründete er die Turnbewegung, um die Jugend „durch Leibesübungen waffenfähig“ zu machen und als Vorbereitung für den Krieg gegen Frankreich. Mit seiner Agitation gegen „Schmutzschriften“, „Giftbücher“ und „lesende Aasfliegen“ stand Jahn an der Wiege der ersten Bücherverbrennung 1817, bei der Burschenschafter um Jahn auch Bücher jüdischer Autoren ins Feuer warfen.
Jahns rassistische und militaristische Ideologie hat die deutschnationalen und völkischen Bewegungen bis ins 20. Jahrhundert beeinflusst und geprägt, bis die völkischen und antisemitischen Ideen schließlich im Nationalsozialismus ihre mörderischste Umsetzung fanden.
Es ist höchste Zeit, gefährlichen Ideologen wie Jahn die öffentliche Ehrung zu entziehen, und sie jenen zukommen zu lassen, deren Leben durch solches Gedankengut vernichtet oder zerstört wurde und wird.
Bereits 2006 wurde die Umbenennung der Jahngasse in Graz diskutiert – unternommen wurde bis heute nichts. Wir haben daher gestern Nacht mit der Aufstellung einer Zusatztafel neben dem Jahn-Denkmal einen ersten Schritt gesetzt:
Wir fordern die Stadt Graz auf, diese Tafel NICHT entfernen zu lassen, sondern als Betrag zu einer kritischen Gedenk- und Erinnerungskultur zu akzeptieren.
ARGE Erinnerungspolitik