Der KSV ist stolz ein Buch seines Mitglieds und ehemaligen UNITAT-Redakturs Manfred Mugrauer präsentieren zu dürfen!
Die Kommunistische Partei spielt im Parteiensystem der Republik Österreich insgesamt eine nur randständige Rolle. Nach der Befreiung Österreichs von der Naziherrschaft hatte sie allerdings einige Monate auf die innenpolitische Entwicklung gestaltenden Einfluß nehmen können. Manfred Mugrauer, ein junger österreichischer Historiker, hat diese kurze historische Etappe aufgrund neu erschlossener Archivalien analysiert.
In der im April 1945 von den drei antifaschistischen Parteien gebildeten Provisorischen Regierung Österreichs war die KPÖ drittelparitätisch mit drei Staatssekretären und zuletzt sieben Unterstaatssekretären vertreten. Die Teilnahme der KPÖ an der Provisorischen Regierung entsprach ihrer im Exil entwickelten Programmatik, konstruktiv und als »verantwortungsbewußte« Staatspartei Österreich als unabhängige Republik aufzubauen. Im Mittelpunkt der Arbeit von Mugrauer stehen die Wiederaufbaukonzepte, welche die österreichischen Kommunistinnen und Kommunisten im Exil und im Laufe des Jahres 1945 entwickelt haben und inwieweit für diese vor dem Hintergrund der internationalen und innenpolitischen Verhältnisse überhaupt die Möglichkeit zur Realisierung vorhanden war. Im Detail werden die im Kabinettsrat auftretenden, zum Teil von heftigen Kontroversen begleiteten Differenzen am Beispiel von zentralen Materien dargestellt. Die Diskussionen über Verfassungsfragen, über Beschlußfassung und Durchführung des Beamten-Überleitungsgesetzes, über die Frage der »Entnazifizierung« und des Umgangs mit dem reichsdeutschen Eigentum lassen die unterschiedlichen Herangehensweisen von SPÖ, ÖVP und KPÖ und die ungünstigen Rahmenbedingungen der KPÖ zur Realisierung ihrer Vorstellungen erkennen. Die enge Verflechtung von innen- und außenpolitischer Faktoren, insbesondere infolge der Viermächtebesatzung, wird deutlich. Vor dem Hintergrund der fehlenden Anerkennung der Provisorischen Regierung durch die westlichen Alliierten wird das innenpolitische Agieren von SPÖ und ÖVP von außenpolitischen Faktoren überlagert, indem sich diese beiden Großparteien an die Westmächte anlehnen. Vor dem Hintergrund einer »stillen«, auf die Zurückdrängung des kommunistischen Einflusses abzielenden Koalition von SPÖ und ÖVP geriet die KPÖ rasch in die Defensive. Obschon rund 800000 ehemalige NSDAP-Mitglieder nicht wahlberechtigt waren, war das Ergebnis der Nationalratswahlen vom 25. November 1945 für die KPÖ enttäuschend, sie schaffte mit Mühe mit vier Mandaten den Einzug in den Nationalrat. Das Buch von Mugrauer zeigt, daß die KPÖ eine patriotische, gesamtösterreichische Partei war, die sich von den Interessen der Arbeiterklasse leiten ließ. Eine Tradition, die heute freilich durch den Anschluß Österreichs an die EU und den Verfall der von einem kleinen Apparat bevormundeten Bundespartei nichts mehr gilt.
Manfred Mugrauer: Die Politik der KPÖ in der Provisorischen Regierung Renners.
StudienVerlag, Innsbruck 2006, 364 Seiten, 38 Euro